Martin Lennartz
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Erstens Leute kommt die Pflicht! Eine Nachhilfestunde in Deutsch.

13. Oktober 2019 by ml Leave a Comment

Das Unheimliche in grellen Farben. Noldes „Trophäen der Wilden“, 1914. Foto: Nolde Stiftung, Seebüll

Ein leeres Blatt Papier. Nur die Überschrift steht: Die Freuden der Pflicht. Keine Ahnung ob das heute noch so geschieht oder es eine neue Variante davon gibt. In meiner Gymnasialgeneration wurden Schüler pflichtgemäß mit diesem oder einem verwandten Thema gequält. Pflicht stand über 20 Jahre nach der Nazi-Zeit noch immer hoch im Kurs. Siegfried Lenz Roman „Deutschstunde“ war Ende der 60er ein Volltreffer in den Zeitgeist. Die Jugend rebellierte gegen den Muff des „1.000jährigen Reiches“, der trotz demokratischer Verfassung der spätpubertierenden Bundesrepublik Deutschland in manchem Elternhaus, in mancher Schule, in Justiz und Verwaltung bis hinein in die Regierung und andernorts die Luft nicht richtig klar werden lassen wollte.

Ich war im Kino, hab mir die aktuelle Verfilmung angesehen. Selbstverständlich habe ich seinerzeit zu den ersten Lesern des Romans gehört, eine freudige Pflicht sozusagen für einen politisierten Heranwachsenden. Ich habe das Buch tief bewegt in kurzer Zeit verschlungen. Die meisten werden es kennen, trotzdem hier der Inhalt kurz zusammengefasst:„Die Freuden der Pflicht“ lautet der Aufsatz, den der junge Siggi Jepsen in einer Besserungsanstalt schreiben soll. Obwohl er zunächst keinen Anfang findet, fließt es nur so aus ihm heraus, als er sich erinnert, wie sein Vater Jens Ole Jepsen, der nördlichste Polizeiposten von Schleswig-Holstein umgeben von Dünen, Watt und Meer, dem Maler Max Ludwig Nansen die Nachricht vom in Berlin beschlossenen Malverbot überbrachte. Der Polizist Jepsen, der mit dem Maler seit Kindertagen befreundet ist, soll das Malverbot überwachen. Sein blinder Gehorsam, der zu einem Widerspruch von Pflichterfüllung und individueller Verantwortung führt, der Mitläufer als Erfüllungsgehilfe stehen im Mittelpunkt der Geschichte, in deren Verlauf Siggi mit seinem Vater bricht. Siggi Jebsen ist zerrissen zwischen seinem Vater und dem befreundeten Maler, der für ihn wie ein zweiter Vater ist. Beide versuchen auf gegensätzliche Art den Jungen für sich zu instrumentalisieren. So gerät der junge Siggi zwischen alle Fronten, zwischen denen er letztlich zerbricht.

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Martins Gedankenskizzen: Wir managen alles!

6. Oktober 2019 by ml 1 Comment

Ein Kurzurlaub am Meer hat mal wieder Gedankenskizzen provoziert.

An der See wird nämlich der Küstenschutz gemanagt. Ich hab eine Infotafel dazu gesehen. Da toben also Wind und Meer sich aus, Inseln verschwinden und entstehen neu, Landschaften verändern sich unablässig, nicht nur an der Küste. Ich erinnere mich an einen Wattführer, der während einer Inselwanderung nahe Spiekeroog scherzte: Ganz Spiekeroog ist auf Langeooger Sand gebaut. Womit er auf die fast dauerhafte Westdrift an der ostfriesischen Küste anspielte, die täglich durch Wind und Strömung riesige Sandmengen von West nach Ost bewegt. Wer es nicht glaubt, der schaue sich die Veränderung der Küste Ostfrieslands und der Inseln auf altem Kartenmaterial an.

Soso, und das managen wir jetzt?

Sprache ist oft verräterisch und offenbart tiefe Gedanken, während wir gleichzeitig oberflächlicher in ihrem Gebrauch werden. Seit Kepler und Galilei den Lauf der Gestirne berechneten sind wir im tiefsten Inneren überzeugt, alles durchschauen, berechnen und „managen“ zu können. Küstenschutzmanagement, Gesundheitsmanagement, Zeitmanagement, Selbstmanagement, Feel-Good-Management und was es noch alles für Stilblüten des Schein-Gestaltungswahns gibt. Wir tun gut daran, unsere Grenzen und Möglichkeiten im Dialog mit komplexen Umfeldern sprachlich präzise zu beschreiben. Wir können weder Küsten noch Gesundheit, Zeit oder Wohlfühlen „managen“, wir können sie nicht gefügig machen, sie mit unserem Willen oder unseren Instrumenten beherrschen. Die hören nämlich nicht auf uns. Wir können mit ihnen in Interaktion treten, wir können im Einklang mit ihnen gestalten, Wirkungen verstärken oder abmildern, wir können respektvoll mit ihnen lernen. Management in diesem Zusammenhang ist allerdings eine Illusion, wir tun gut daran, es auch nicht so zu bezeichnen. Klare Sprache und klare Gedanken bedingen sich gegenseitig, wir tun gut daran, uns nicht selbst in Nebelwolken einzuhüllen.

Komplexes kann gelingen, wir können es aber nicht „machen“. Das weiß ich spätestens seit den Kartoffel-Puffern meiner Mutter (siehe hier).

 

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Martins Gedankenskizzen-Zeitreise in die Gegenwart

27. September 2019 by ml Leave a Comment

Höchste Zeit mal wieder für eine Gedankenskizze. Diesmal im Dialog mit Ferdi, wir hatten nämlich an das Gleiche gedacht. Daher heute eine Dialog-Gedankenskizze, die Pottakademie sozusagen im Dialog mit sich selbst. Eine schöne Idee, eigentlich.

Also mal kurz mal eben folgendes:

Immer wieder was Besonderes, so alte Industriekultur. Irgendwie zieht sie einen in den Bann, auch wenn sie längst verblüht ist und ein Strukturwandel nach dem anderen über sie hinweggezogen ist. Die Pottakademie, Ferdi und ich, waren mit einer Arbeitsgruppe zum Thema moderne Unternehmensführung zu einem Heimspiel in der Zeche Zollern in Dortmund. Ein besonders schönes Stück Industriekultur und Geschichte. War wie gewohnt eine großartige Veranstaltung.

Ein Highlight war für uns der Rundgang mit den Teilnehmern durch die sehenswerte alte Maschinenhalle. Unsere Nachdenk- und Reflexionsaufgabe an uns und alle beim schweigsamen Rundgang: Was würdet Ihr aus der Blütezeit der heutigen Industriedenkmäler gerne in die heutige Zeit mitnehmen. Was würde Eure Arbeit und Zusammenarbeit bereichern? Was ist verloren gegangen, von dem wir heute mehr gebrauchen könnten.

Sehr nachdenkenswert die Antworten unserer Gäste. Die kreisten vor allem um das Bewusstsein für die Arbeit der anderen, die unmittelbar spürbare gegenseitige Abhängigkeit, die überlebenswichtige klare, direkte und schnörkellose Kommunikation untereinander, keine taktischen Spielchen, jeder wusste was ambach und wo sein Platz bei der Arbeit, in der Gruppe war. Keine Zeit und kein Platz für Silogehabe und „Ethnozentrismus“! Die Reflexionen unserer Gäste haben uns zu dieser Dialog-Gedankenskizze genötigt.

Müsster mal drüber nachdenken. Lohnt sich.

Ach ja, was aus unfreiwilliger Komik so entstehen kann. Beim ersten Mal war es ja noch ein Irrtum, die mangelnde Synchronität unseres abschließenden „Glück auf“ (siehe hier). Inzwischen entdecken wir spontan und ungeplant die Möglichkeiten, die Irriges so in sich birgt. Wir dürfen weiter gespannt sein.

Glück auf.

Das Gesicht der Industriekultur im Pott.

 

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HRexit – Kontrovers aber nicht gespalten

22. September 2019 by ml Leave a Comment

Vor der Bühne: Monika Burg, Martin Lennartz, Alexander Teschke und Andreas Selck

Das war er nun, der HRexit. Tolle Veranstaltung, sehr gelungen, auch an dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an alle, die dabei waren, mitdiskutiert, eine aktive Rolle übernommen und zum Teil etliche Kilometer zu uns zurückgelegt haben.

Zu Beginn der Veranstaltung hatten wir eine Expertenrunde mit Monika Burg, Andreas Selck und Alexander Teschke vor der Bühne und Simone Gilau, Susanne Hilse, Benno Löffler und Jendrik Adomeit auf zwei Sofas. Die Runde vor der Bühne musste zum Einheizen drei Provokationen kommentieren.

Die Erste: Dekonstruieren wir die klassische Personalarbeit finden wir unter Hochglanzlack ein unzeitgemäßes Menschenbild: Auswahl und Entwicklung von Personal durch Andere: Fremdbestimmtheit, anmaßende Arroganz, Infantilisierung und Übergriffigkeit schwingen da mit. Sind Mitarbeiter und Führungskräfte Kunden, Zielgruppe oder Opfer bestenfalls gut gemeinter Maßnahmen?

Die Zweite: HR ist die Individualisierung struktureller Schieflagen. Probleme sind meistens Probleme der Wertschöpfungsstrukturen in Unternehmen. Die HR bekommt den Spagat zwischen persönlicher Sozialhygiene und den Wertschöpfung nicht in den Griff, kuriert an den Menschen herum, in anderen Bereichen ist sie kein akzeptierter Gesprächspartner. Die Wirkung von HR hat daher mehr mit

Sessions Inddor.

Zwangsmaßnahmen zur Anpassung als mit offenem Lernen in Wertschöpfungsstrukturen zu tun.

Und die Dritte: Was bleibt eigentlich in Zukunft für die HR? Sie gerät von zwei Seiten unter Druck. Da sind einmal die Prozessfanatiker, die glauben mit Unterstützung der sogenannten KI jetzt richtig Menschen durchschauen und die perfekte prozessuale Abwicklung der Personalarbeit gefunden zu haben. Auf der anderen Seite findet immer mehr arbeitsbezogenes Lernen statt, Selbstbestimmung „agiler Teams“, Dezentralisierung der Entwicklungsverantwortung statt. Was nun, HR?

Provokationen gelungen, es entspann sich eine hochwertige Debatte mit viel Pfeffer kontroverser Ansichten, die im Anschluss durch die vier „Sofapartner“ verstärt wurden, die Sichtweisen von vor der Bühne ergänzten und kritisch kommentierten.

Soweit der Impulsteil, danach gab es mehr als 10 Sessions indoor und outdoor in großartiger Umgebung bei fantastischem Wetter, in denen Inhalte vertieft, Neues angestoßen und aber auch wirklich alles kritisch reflektiert wurde.

Sessions Outddor.

Mit einigen unserer Impulsgeber hatte ich noch Gelegeheit für ein kurzes Video, zu sehen hier. Das mit Benno Löffler habe ich hier aus Bescheidenheit ausgewählt, weil er mir ein so nettes Kompliment macht.

Mehr schreibe ich dazu nicht. Dabei hättet Ihr sein sollen. War ein großartiger Tag.

 

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Betriebsausflug der Pottakademie

16. September 2019 by ml Leave a Comment

Foto: Till Brönner; Melting Pott; Ausstellung im MKM Museum Küppersmühle in Duisburg (bis zum 6.10.2019)

 

„Man muss verstehen, was war, damit man versteht, was jetzt und in Zukunft hier passiert!“ „Wenn das Unerwartete nicht erwartet wird, wird man es nicht entdecken.“ So werden Till Brönner und Heraklit zitiert. Hätte auch von uns sein können. So ähnlich haben wir uns schon öfters mal geäußert. Passt nämlich. Beides! Nicht nur überhaupt, sondern erst recht für uns und unseren Betriebsausflug ins Museum Küppersmühle nach Duisburg zu Till Brönners „Melting Pott“. Da wo alles zusammenschmilzt, woraus dann wieder was ganz Neues entsteht. Dattis wat se im Bisniss alle am suchen sind: Innovation. Im Pott haben wir schon immer gewusst: Das geht nur mit vielen und anderen, dazu harte (meint: leidenschaftliche) Arbeit und die richtige Betriebstemperatur.

Wir hatten schon mal eine Empfehlung für die Ausstellung gegeben (hier), die wir gerne wiederholen.

Wir waren fast alle da, nur einer hatte eine andere Verpflichtung. Trotzdem gut, so ein Betriebsausflug. In Geist, Seele und Gedanken waren sowieso alle da. So muss dat sein.

War klasse. Menschen, Kulissen, Straßenecken, Industriedenkmäler, Landschaften, Stimmungen, Emotionen, Kultfiguren, Fußball, … alles da. Als ob einer den Pott verstanden hat, der sonz nur inne Tröte bläst. Für alle nicht mit dem Pott vertrauten: Das ist so ziemlich das größte Kompliment, das man im Pott einem machen kann, jedenfalls einem Musiker. Chapeau also. Füre Tröte und die Bilders. Beides echt toll.

Was red ich, also anschauen. Ist nicht mehr lange. Der Betriebsausflug war echt klasse, das machen wir wieder. Bloß die Pommes Schranke und das Pilsken danach schmecken zu zweit noch besser.

Glück auf.

 

Diesen Beitrag habe ich für die Pottakademie geschrieben. Pottakademie, das sind Martin und Ferdi, Pottakademie ist das Branding (neuhochdeutsch für Corporate Image *lol*) zweier sehr guter Freunde, beide im Pott geboren mit weltweitem und kosmopolitischem Horizont. Jeder von uns ist Profi, Original und originell in dem, was er tut. Zusammen potenzieren wir uns gegenseitig. 

Ich finde der Beitrag hat auch hier seinen Platz, schließlich ist er ein Teil von mir. Er erzählt über den Autoren, was er so denkt und wo seine Gedanken herkommen. Es lohnt sich für den ein oder anderen, über das ein oder andere nachzudenken. Ach ja, die Ausstellung ist noch bis zum 6. Oktober, also nicht mehr lange. Kann ich nur empfehlen. Zuspätkommende müssen mich auf einen Drink einladen, wir können uns dann den erworbenen Bildband der Ausstellung anschauen. 

Bis die Tage also. 

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Vorsicht Falle! Management-Irrtümer.

13. August 2019 by ml Leave a Comment

Vermintes Gelände für Führungskräfte

Kognitive Irrtümer kennen wir, im Allgemeinen. Angeblich gibt es 149 verschiedene, viele auf jeden Fall. Es gibt auch spezielle, die bestimmten Tätigkeitsbereichen vorbehalten sind oder dort eben häufig vorkommen. Ich erlebe das ja immer wieder, früher mal am eigenen Leibe, heute viel beim Beobachten und Debattieren in Projekten und Denkwerkstätten. Ich glaub ich mache daraus eine Serie, mal sehen. Beim Erzählen nenn ich das gerne „Karriere-Illusionen“. Doch fangen wir erst mal an ….

Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, es bleibt eines der besonders heiklen Fakten im Zusammenhang mit Führung, dass denen „da oben“ kaum jemand die Wahrheit sagt. Alle sind nett zu Dir, wollen eine gute Beziehung aufbauen. Es dauert nicht lange und Du bist umgeben von Leuten, die filtern, welche Fakten, Interpretationen und Eindrücke an Dich herankommen. Man kann ja schließlich nicht überall sein und sich um alles selber kümmern. Das führt zwangsläufig dazu, dass man „oben“ abhängig wird von Berichten und Beratung. Das geschieht einfach so, ohne dass böse Absichten unterstellt werden müssen. Wer überbringt schon gerne schlechte Nachrichten? Wer stellt Entscheidungen oder Verhalten eines „Oberen“ in Frage? So entstehen Wahrnehmungen, die sich nach und nach zu Glaubenssätzen und Weltbildern verfestigen, mitunter auch zu exzentrischen. Die prägen mehr und mehr Gedanken und Reflexe. Sie sind gefiltert! Vor Leuten, die sich gut mit Dir stellen wollen, die möglicherweise neidische Konkurrenten sind.

Kommt dann eine neue Führungskraft gewinnt das Spiel an Dynamik: Jeder Neue will und muss natürlich alles ganz anders machen. Und natürlich haben es alle schon immer gewusst: So wie der Neue es macht, so hätte es schon viel früher sein sollen …..

Ich beobachte Ähnliches so oft, ich habe es auch selbst genau so erlebt. Man könnte echt Mitleid mit Führungskräften bekommen (Scherz!!!). Karriere ist halt mit Illusionen gepflastert.

Was können wir tun, um nicht zu tief in dieser Falle zu verstricken? Sie zu kennen ist schon mal eine ganze Menge, wenn wir sie uns immer wieder in Erinnerung rufen. Trotz aller Achtsamkeit bleibt das Problem. Es ist schließlich nicht persönliche Unzulänglichkeit des „Oberen“, es liegt in der Natur der Sache. System nennt man das. Ein paar Faustformeln zur persönlichen Unterstützung:

Vorsicht vor Leuten, die sich mit besonderer Hingabe um Dich scharen, Dir nach dem Munde reden, selten Kritik äußern und wohlfeile Gefolgsleute sind. Ganz unabhängig von deren persönlichen Motiven, die mögen noch so ehrenwert sein: solches Verhalten ist nicht nützlich für die Aufgabe von Führung!

Menschen sind verschieden. Wir umgeben uns naturgemäß besonders gerne mit Menschen, mit denen wir Gemeinsamkeiten haben. So nett das ist, es behindert gute Arbeit. Die braucht Diskurs, Diversität, Irritation, echte Rückmeldung, und vieles mehr in dieser Richtung. Richtig und falsch sind keine relevanten Kategorien im Umgang mit komplexen Umgebungen. Besser wir suchen mehr von dem, was uns schwierig erscheint. Besser als Harmonierunden.

Hilfreich ist es, immer wieder die Unterscheidung in Erinnerung zu rufen: Welches Verhaltensmuster ist angebracht in welchen Situationen. Dazu habe ich oft geschrieben, zuletzt hier. Kontext ist entscheidend!!!

Besonders wichtig: Die Filter öfter mal ausschalten. Sich nicht auf Zahlen, Berater und Berichte verlassen, sich selbst an die Quelle der Information begeben, eigene Eindrücke verschaffen. Außerdem einen kritischen Blick für schwache Signale haben. Kann sein, dass sie schon bedeutsam geworden sind, bis sie mich erreichen. Anekdoten und Geschichten sind oft Hinweise auf tiefer Gründendes.

Das alles garantiert keinen Rundumschutz. Ist aber schon mal ganz hilfreich. Um zuallerletzt die letzten Illusionen auszuräumen: Obiges gilt im Umfeld klassischen Managements. Doch kognitive Irrtümer machen auch um agile New-Work-Enthusiasten keinen Umweg.

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Kreuzzug für Ambiguität

26. Juli 2019 by ml Leave a Comment
Kreuzzug gegen die Albigenser in Albi (1207): Katholische und katharische Schriften werden ins Feuer geworfen, doch nur letztere verbrennen (Pedro Berruguete, um 1495).

 

Häretiker (das waren im dunklen Mittelalter Leute, deren Ansichten der herrschenden kirchlichen Lehre widersprachen) hatten es damals nicht leicht. Es gab eine klare klerikale Weltordnung, die freilich eng verknüpft war mit der weltlichen Herrschaft. So ganz trennen konnte man das damals schon nicht, vereint regiert es sich besser. Es gab einfache und klare Kategorien für gut und böse, konform und nicht konform, dafür und dagegen. Genau genommen existierten nur zwei Seiten der Welt: die richtige oder die falsche. Auf der falschen Seite überlebte man meist nicht lange, wurde verfolgt, gefoltert, verbrannt oder beinahe bis ans damalige Ende der Welt mit Kreuzzügen der Aufrechten verfolgt, die als Sold Ablass und Vergebung auf ihrem Sündenkonto erhielten.

Kreuzzüge? Die will doch heute keiner mehr, mögt Ihr jetzt denken. Natürlich handelt sich um eine rhetorische Provokation. Auch wenn ich gelegentlich eine gewisse echte Lust schon hätte, ich gebe es ja zu ….. Ich erkläre Euch warum:

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Kompliziert oder komplex? Was denn nun?

18. Juli 2019 by ml 2 Comments

 

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute selbst in Schlüsselpositionen komplizierte Systeme von komplexen nicht unterscheiden können. Dabei ist dieser Unterschied fundamental für moderne Unternehmensführung. Die meisten Manager folgen dem anerzogenen Management-Reflex nach der besten und einzig richtigen Lösung zu suchen, auch dort wo „Tanz mit dem System“ angesagt wäre. Diese Herangehensweisen unterscheiden sich prinzipiell. Fast alle Antworten auf die Frage „kompliziert oder komplex?“ kreisen um die Vermutung eines Unterschieds im „Schwierigkeitsgrad“. Dabei sind Charakter und Beschaffenheit beider Erscheinungsformen von Systemen fundamental verschieden.

Das eine, kompliziert, drückt das Verhältnis einer Person zu einem System aus. Was den einen orientierungsunfähig vor einen undurchsichtigen Dschungel von Straßengewirr stellt, ist für den lokalen Chauffeur eines Tuk Tuk in einer asiatischen Metropole ein Heimspiel. Für den einen ist es kompliziert, der andere kennt sich damit aus. Komplexe Systeme hingegen sind völlig unabhängig vom Auge und dem Wissen des Betrachters, komplex beschreibt Eigenschaften und Beschaffenheit eines Systems. Die sind völlig unabhängig vom Betrachter.

Schauen wir uns die Unterschiede genauer an:

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Die geheime Botschaft der Höhlenmaler – Abstraktion & Komplexität

12. Juli 2019 by ml Leave a Comment
Löwen, Chauvet Cave, France – Dank an Jean Clottes, Chauvet Cave Project / Alter der Malerei ca. 35.000 Jahre

 

Stell Dir vor Du stehst in einem Museum für Moderne Kunst vor einem abstrakten Kunstwerk und denkst Dir Deinen Teil. Hab ich neulich mal wieder gemacht. Ich mein einen realen Museumsbesuch, bei dem es viel Abstraktes zu sehen gab. Wenn man zu zweit oder mit mehreren Personen vor so einem Bild steht, ist es unter nicht künstlerisch intensiv vorgebildeten Personen üblich, dass man sich fragend anschaut. „Was will der Absender uns damit sagen?“ Wenn man die Scham des Fragezeichens auf der Stirn überwunden hat, sich über Gesehenes und Wahrgenommenes unterhält, wird Dialog die unausgesprochenen Ausgangsinterpretationen schnell um weitere Sichtweisen auf das Kunstwerk erweitern. So oder ähnlich erleben es Hobbykunstinteressierte und Kunstkenner mögen uns diese naive Sichtweise auf geschätztes künstlerisches Kulturgut nachsehen.

Abstraktion ist die Fähigkeit, sich Dinge vorstellen zu können, die nicht unmittelbar vor unserem Auge existieren. Statt mit Lautfolgen bestimmte konkrete Gegenstände oder Handlungen zu beschreiben kann Abstraktion Ideen, Konzepte oder Beziehungen kodieren, auch Beziehungen zwischen Informationsbrocken. Wer sich vorstellen will, was das bedeutet der versuche doch nur einen Satz zu bilden, in dem nur Worte über Gegenstände vorkommen, die Du schon real gesehen hast. Das ist schon unter der Bedingung eine schwierige Aufgabe, dass Verben erlaubt sind. Verben werden in unserem heuten abstrakten Sprachgebrauch häufig genutzt, um Absichten oder Aufforderungen auszudrücken, die über die unmittelbare Realität hinausweisen. Man stelle sich allein vor, welche komplexen Inhalt und Ereignisabfolgen sich hinter „stricken“ oder „jagen“ verbergen. Ohne die Fähigkeit zur Abstraktion sind Verben nur mit großen Einschränkungen vorstellbar. Wenn es jetzt so langsam dämmert, welche Bedeutung Abstraktion für Sprachentwicklung, zur Beschreibung und für den Umgang mit unserer komplexen Welt hat, so hat diese Einsicht bis hierher schon mal eine Selbstverständlichkeit zur folgenschweren Erkenntnis befördert.

Ohne abstrakte Sprache wären wir nicht nur unfähig, komplexe Konzepte zu entwickeln, wir könnten diese nicht einmal kommunizieren. Unsere Vorfahren vor 70.000 Jahren hätten keine Chance sich mit uns mittels Sprache zu verständigen. Eine Veränderung der Struktur unseres Gehirns hat dies möglich gemacht. Ich habe einmal gelesen, dass die Herausbildung der Fähigkeit zu feinmotorischem Greifen diese evolutionäre Veränderung der Gehirnstruktur befördert hat, die dann exaptiv (Gegenpol zu adaptiv. Exaptiv ist, wenn etwas Bekanntes für einen neuen Zweck angewandt wird) abstrakte Denk- und Sprachmuster ermöglichte. Diese kognitive Revolution hat Fähigkeiten und Konzepte möglich gemacht, Voraussetzung für die Wahrnehmung und den Umgang mit Komplexität. Kunst hat dabei wahrscheinlich eine maßgebliche Rolle gespielt. Die bekannten urzeitlichen Höhlenmalereien beschreiben vor allem abstrakte Jagdszenen, die den Betrachtern für die Entwicklung einer abstrakten Sprache zur Beschreibung abstrakter Bilder nützlich waren.

Bytheway, Kunst in allen bekannten Formen ist die hohe Schule der Abstraktion, die neue Verknüpfungen von Ideen, Konzepten und Sichtweisen in besonderer Weise möglich macht. Willst du Innovation, „Management für Serendipität“ (ein glückliches, zufälliges Ereignis), neue Gedanken und Kombinationen fördern, sind künstlerische Aktivitäten und Ablenkungen für Groß und Klein das beste Gehirntraining. Das gilt selbstverständlich auch für Ingenieure und beim Umgang mit Ordnungssystemen, solange es nicht um eine ganz bestimmte Ordnung sondern Ordnung im Allgemeinen geht. Daher halte ich zum Beispiel in unseren Schulen künstlerische Fächer für mindestens ebenso wichtig wie den Drill unserer Kinder in bekannten Ordnungssystemen wie den MINT-Fächern. Dies nur am Rande.

Das Prinzip der Abstraktion ist die Analogie. Worte und Ideen entspringen der Beobachtung von Ähnlichkeiten. Verallgemeinerungen helfen Ordnungssysteme zu erfinden. Definierte Begriffe existieren nur in unseren Köpfen, Feststellungen sind nur Ruhepunkte für unser Denken. So wird aus Unruhe Ordnung, aus Unsicherheit wird Berechenbares. Wir benötigen Ordnung und Struktur, um in der komplexen Natur nicht unterzugehen. Dennoch ist Ordnung nicht wirklich, sie ist eine Sehnsucht. Ordnung ist kategorial, Abstraktionen sind Prototypen einer logischen Ordnung. Unsere Sprache abstrahiert, die Wirklichkeit kennt keine Abstraktionen. Die Natur und wir sind Lebewesen, weder sie noch wir gehorchen toten Begrifflichkeiten. Deshalb ist die scheinbare Ordnung immer nur Ordnung für einen ganz bestimmten Zweck.

Ich gebe zu, das ist etwas philosophisch. Hat aber einen sehr konkreten und realen Hintergrund. Diese Gedanken entspringen meiner immer tiefgründiger werdenden Beschäftigung mit Komplexität, deren Verständnis ich für ein Schlüsselthema unserer Zeit halte. Ein eindimensionaler Ordnungsbegriff und wenig Verständnis über Handlungskonzepte der Natur sind immer wieder ein Hindernis beim Verstehen einer Welt voller Muster und Veranlagungen, aber ohne konkretes Ziel und Masterplan. Willst du Neues entdecken, musst Du die Wirklichkeit verstehen. Auch wenn sie nur in engen Bahnen wirklich zu verstehen ist. Diesem Grundgedanken entspringt das Bedürfnis zu diesem Blog. Wenn es außer mir noch einem gefällt, dann war es sinnvoll …..

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2. Braunschweiger Matinee 2019

30. Juni 2019 by ml 1 Comment

Letztes Jahr war es eine flause Idee. „Lass uns das einfach mal probieren!“ Es war richtig klasse, letztes Jahr. Die Wiederholung war noch besser. Nun fragen wir uns: Kann man nach dem 2. Mal schon von einer Tradition sprechen? Die Absicht jedenfalls ist da, wir machen das weiter. Nach der Matinee ist vor der Matinee, auf 2018 und 19 folgt 2020.

Wir, das sind mein Freund und Kollege Andreas Schuster von wirDesign und ich. Es war unsere Idee, wir werden sie weiter verfolgen und voran treiben. Maike Remane hat uns zum zweiten Mal bunt, vielfarbig, und kompetent bei der künstlerischen Gestaltung begleitet. Dieses Mal gehörten Irina Nass, Ute Ewe und Michael Wiegand zu unseren Ausstellern. Die Musik kam dieses Mal von den Pop4Strings von der Musikschule Musikuss in Braunschweig. Thomas Knüppel ist auch immer dabei und unterstützt mit filmischer Vor- und Nachbereitung. Steht zu erwarten, dass er 2020 wie schon 2018 einen eigenen Kurzfilmbeitrag welturaufführen wird.

Unsere Matinee hat immer ein Motto. 2018 war es „Improvisation – In der Kunst geschätzt, im Job verachtet“; dieses Mal haben wir uns mit „Ambiguität“ beschäftigt (siehe hier). Was es wohl im nächsten Jahr sein wird? Jedenfalls hat sich ein Saxophon-Quartett schon für musikalische Begleitung angekündigt.

Jedenfalls allen Beteiligten und den Gästen auch an dieser Stelle ganz herzlichen Dank. Wir freuen uns auf 2020.

Unser Konzept ist einfach: Ein unterhaltsamer „leichtfüßiger“ Sonntagmorgen mit Genuss, Gesprächen und Gelegenheiten. Was für alle Sinne! Ideen für die Zukunft unserer Tradition sind uns immer willkommen.

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Quelle: Gapingvoidart

Der "konstruktive Irritierer" ist mein Markenzeichen. Ich finde diese Zeichnung des Karikaturisten Hugh großartig. Sie passt einfach zu mir, zu meiner Arbeitsweise, zu meinem Rollenverständnis als Coach und Berater.

Irritationen dienen der Anregung. Sie helfen, Überraschungen zur Normalität werden zu lassen. Wir Menschen und unsere Organisationen brauchen die Wiederherstellung dieser Unsicherheit in einer Welt, in der unser industriell geprägtes Ordnungsdenken auf eine zunehmend komplexe und unberechenbare Wirklichkeit trifft.

So paradox es klingt: Irritation fördert Innovation! Sie hilft, innere Starrheit zu überwinden und fördert die Anpassungsfähigkeit an veränderte Umfeldbedingungen.

"Konstruktive Irritierer" sind Evolutionsbeschleuniger.

Siehe "Irritation oder Sturz ins eigene Heldenbild"

         

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Die Pottakademie ist das Bauhaus für kreative Unternehmensgestalter. Eine gemeinsame Erfindung von meinem Freund und Kollegen Ferdi Grah und mir.

Wir sind erfahrene Meister für Veränderungen in Organisationen. Wir sind selbstständige Berater, haben unsere beruflichen Erfahrungen im leitenden Management zu sammeln begonnen. Wir kennen  Idee und Organisation klassischen Managements. Heute sind wir Pioniere neuen Denkens und haben in vielen sehr unterschiedlichen Projekten, Teams und Unternehmen bei der Gestaltung neuer Formen der Arbeit unterstützt. Jeder von uns ist in dieser Richtung beratend tätig, wir sind gute Freunde, die Pottakademie ist unser gemeinsames Label, um wirkungsvoller oder in größeren Projekten zu arbeiten. Die Pottakademie bietet außer Beratung und Begleitung bei Veränderungen Vorträge, Denk- und Werkstätten an, wir organisieren Veranstaltungen, Barcamps u.a. mit interessanten Partnern.

Pottakadmie und Bauhaus stehen für Vorausdenken, die Verbindung bedeutsamer Ideen und Denkweisen zu einem Gesamtwerk. Handwerkliches Können trifft auf gestalterische Ziele. Meisterstücke von Meisterhand. Unser Maßstab für  Gelingen ist Nützlichkeit. Jeder von uns und wir gemeinsam unterstützen und begleiten Unternehmensgestalter auf vielfältige Weise, das System ihrer Organisation inspirierend zukunftsfest zu gestalten.

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